Biosicherheit in der Schule

Umweltthemen sind seit Jahren mehr Thema in den täglichen Nachrichten denn je. Dabei geht es um Energie Wirtschaft, erneuerbare Energien und vor allem auch um Gentechnik und damit verbundene biologische Probleme. Das hat den Vorteil, dass wir unser Bewusstsein für unsere Umwelt erweitern, uns mehr mit gesellschaftskritischen und umweltkritischen Belangen auseinandersetzen als zuvor und dass fachgerecht und effektiv diskutiert werden kann. Dabei geht es ja auch in erster Linie um uns selbst: Was schadet uns? Was nützt uns? Wie kann man die Umwelt positiv beeinflussen, die Energie im Land verbessern, uns und unsere Mitmenschen schützen? Um die Biologische Sicherheitsforschung kümmert sich seit mehreren Jahrzehnten das Bundesforschungsinstitut der Bundesregierung Deutschland. Worum es dabei geht und warum ein Erfassen dieses Themas besonders im deutschen Schulunterricht so wichtig ist, wird im Folgenden erläutert.

Biologische Sicherheitsforschung: Was genau steckt dahinter?

Besonders das Thema Gentechnik löst bereits seit mehreren Jahren viel Unsicherheit und Kritik in der deutschen Bevölkerung aus. Dass liegt zum einen daran, dass die Gentechnik gezielt das Erbgut von Pflanzen und Tieren beeinflusst und diese verändert. Ziel der Gentechnik ist es, Nutztiere und Kulturpflanzen zu verbessern. Aber viele Menschen fragen sich, welche Auswirkungen das für sie und für die Umwelt haben kann und genau mit solchen Fragen beschäftigt sich die biologische Sicherheitsforschung.

BiosicherheitGefördert und finanziert werden die Forschungen zum Thema Biologische Sicherheit seit 1987 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) der Bundesregierung. Im Jahr 2014 wurde erstmals eine Broschüre herausgegeben, die sämtliche Versuchsreihen und Ergebnisse zu den Forschungen und Studien vorstellt und der deutschen Bevölkerung zugänglich gemacht werden. Seit Beginn der Förderung wurden über 300 Forschungsprojekte unterstützt, ungefähr die Hälfte davon handelt von gentechnisch veränderten Pflanzen. Dabei geht es um die möglichen Umweltauswirkungen und Folgen für den Menschen bei verschiedenen gy-Pflanzen, wie Mais oder Kartoffeln, Raps oder Gerste, Zuckerrüben oder diverse Gehölze. Pflanzen, die gentechnisch verändert werden gehören zur sogenannten grünen Gentechnik. Die geförderten und finanzierten Projekte zur biologischen Sicherheit sollen dazu beitragen, die grüne Gentechnik vorsorglich und verantwortungsbewusst nutzen zu können. Viele Kritiker sehen in der Gentechnik bei Pflanzen nicht nur die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse und Risiken, sondern kritisieren auch aus kulturellen und wertvorstellungsbehafteten Leitbildern. Die meisten sind einfach generell dagegen, weil es gegen natürliche Gesetze verstößt, die Pflanzen gentechnisch zu manipulieren. Die Ergebnisse der langjährigen Forschungen zeigen, dass es kein höheres Risiko für uns und die Umwelt gibt. Die Kritiker sind der Meinung, die Forschungen umfassen einen nicht genügend großen Zeitraum, um die möglichen Risiken zu 100 Prozent auszuschließen. Und so gibt es seit Jahren ein Kopf-an-Kopf-Rennen um das Für und das Wider der biologischen Sicherheit. Die Zielstellung geht in Richtung Antwortsfindung, welche direkten und indirekten Risiken für uns und die Umwelt bestehen, wenn transgene Pflanzen kommerziell angebaut werden. Welche Folgen hat das für die Artenvielfalt von Tieren und Pflanzen? Kann es den Lebensräumen und Ökosystemen schaden? Die Forscher und Projektleiter beschäftigen sich hierbei um die Erforschung von Naturräumen, die Anbaufähigkeit von transgenen Pflanzen, um die Auswirkungen auf Ökosyteme, Nicht-Zielorganismen und Nahrungsnetze sowie um die Artenvielfalt von Tieren und Pflanzen und deren Nutzen für die Umwelt. Die Forschungsprojekte haben das Ziel, den gentechnisch veränderten Pflanzen Sicherheit zu gewähren, das Wissen über die Thematik zu erweitern und das Verhalten von gy-Pflanzen und die Auswirkungen zu beobachten.

Warum sollten Kinder und Jugendliche mehr über das Thema lernen?

Das Thema Gentechnik ist ebenso Diskussionsgegenstand in der heutigen Gesellschaft wie die Energie. Kinder und Jugendliche fassen die Themen oft aus den Nachrichten oder aus Gesprächen der Erwachsenen auf und sind bis dato völlig uninformiert. Zudem besteht die Gefahr, dass sie sich ihre Meinung zu den Themen nicht selbst bilden, sondern von Medien und Eltern geleitet werden. Da besonders die Gentechnik auch in Zukunft ein großer Bestandteil unserer Gesellschaft sein wird, wird es vor allem die Jüngeren unter uns betreffen und interessieren. Die Pläne, die heute von der Bundesregierung geschmiedet werden, die die biologische Sicherheitsforschung durchsetzen möchte, werden in der Zukunft von denen verwirklicht und gefördert, die heute noch Kind oder Jugendlicher sind. Gerade deshalb müssen Schüler für das Thema sensibilisiert werden. Durch den Unterricht zum Thema biologische Sicherheitsforschung sollen sich die Schüler selbst eine fundierte und auf Fakten basierende Meinung bilden, um das Thema auch zukünftig kommunizieren und diskutieren zu können. Da sich die Unterrichtsmaterialien, die Lehrkräften zur Verfügung stehen, immer auf den aktuellsten Forschungsergebnissen in Deutschland basieren, können die Schüler lernen, diese Ergebnisse und Methoden auf wissenschaftlicher Basis für sich zu interpretieren und ihre Schlüsse daraus zu ziehen. Zudem lernen sie, fachlich und konstruktiv an den gesellschaftlichen und politischen Debatten zu dem Thema teilzunehmen.

Biologische Sicherheitsforschung im Unterricht an deutschen Schulen

Biosicherheit in der SchuleUm die biologische Sicherheitsforschung im Unterricht an die Schüler zu bringen und ihnen die wichtigsten Fakten beizubringen, gibt es verschieden Möglichkeiten und Unterrichtsformen. Der Unterricht sollte dabei nicht rein wissenschaftlich abgehalten werden, sondern mehr ins Detail gehen. Dabei stehen Fragen wie „Welche Auswirkungen haben gentechnisch veränderte Tiere und Pflanzen auf mich und meine Umwelt?“ oder „Wie wirkt sich gentechnisch veränderter Mais auf mich und Insekten wie Bienen oder Schmetterlinge aus?“ im Vordergrund. Konkrete Beispiele führen dazu, dass die Schüler Interesse entwickeln und das Thema verfolgen.

Material, Vorlagen, Ideen und Informationen auf www.biosicherheit.de

Das Informationsportal biosicherheit.de war eine Einrichtung des BMBF. Das dazugehörige Schulportal wurde im Jahr 2009 erstmals vorgestellt. Dieses soll Lehrkräften Ideen und Vorlagen für ihren Unterricht zum Thema bieten. Geeignet ist es vor allem für Lehrkräfte der gymnasialen Oberstufe beziehungsweise für Lehrer der Sekundarstufe II, aber die Themen und Vorlagen sind so ausgelegt, dass sie auch für jüngere Kinder und Jugendliche ausgearbeitet werden können. Bereitgestellt werden auch die neuesten Forschungsprojekte und deren Ergebnisse, die von den Schülern beleuchtet und ausgewertet werden können. Die Vorlagen zum Thema „Gentechnik und Umwelt“ und vielen weiteren Rubriken sind kostenlos und können jederzeit heruntergeladen werden. Mit dabei sind unter anderem auch Arbeitsblätter, Kopiervorlagen, Lexika, Hintergrundinformationen, Statistiken, Videos, Animationen und Grafiken.

Hintergrundinformationen und Materialien auf der Webseite „Umwelt im Unterricht“

Ähnlich wie bei dem Informationsportal des BMBF bietet die Homepage „Umwelt im Unterricht“ ebenfalls hilfreiche Hintergrundinformationen und Unterrichtsmaterialien für Lehrkräfte. Bei der Seite handelt es sich um eine Einrichtung des Bildungsservers des Bundesumweltministeriums. Hier finden Lehrer auch Medien und Ideen für die Unterrichtsgestaltung. Die Themen sind so angelegt, dass sie zum einen an alle möglichen Lernniveaus und Altersklassen angepasst werden können und andererseits für Unterrichtsstunden mit knappem Zeitbudget gedacht sind. Neben aktuellen Themen finden Lehrkräfte hier auch ein ausführliches Archiv zu den verschiedenen Themen.

Online-Labor Xplore!

Online LaborMit diesem Online-Biotechnlabor der BASF können Schüler die Bio- und Gentechnologie spielerisch und unterhaltsam virtuell erkunden und erforschen. Xplore! basiert auf wissenschaftlichen Kenntnissen und bietet Lehrern eine andere Möglichkeit, die Schüler näher an das Thema heranzuführen. Sie finden hier aktuelle Themen zum Thema Bio- und Gentechnologie zum Bearbeiten und können das nötige Begleitmaterial kostenlos herunterladen. Zu finden ist die Seite auf www.xplore-biotech.de.

Für einen effektiven Unterricht zum Thema sorgt unter anderem der sogenannte Frontalunterricht, bei dem die Schüler selbst aktiv werden müssen, um zu lernen. Sie müssen ihr Wissen dabei selbst recherchieren, erarbeiten und die Aspekte der Themen selbst zusammensuchen. Das funktioniert zum Beispiel auch durch spielerische Einsätze wie Debatten oder Konferenzen, in denen die Schüler über das Thema sprechen und sich austauschen. Immer praktisch, gerade in der heutigen Zeit, ist auch das Einbauen von Medien in den Unterricht. Auf der Homepage von Transgen findet man zum Beispiel eine Liste mit allen gentechnisch veränderten Lebensmitteln, unterteilt in Produkt und Hersteller, was als Infomaterial genutzt werden kann. So können die Schüler als Aufgabe auch erhalten, in den Supermarkt zu gehen und dort nach Produkten zu suchen, die mit oder ohne Gentechnik hergestellt wurden. Auch Fallbeispiele, Filme, Zeitungsartikel, Grafiken, Animationen und Tabellen sind schöne Medien, um die Problematik anschaulicher und interessanter zu gestalten und den Unterricht aufzulockern.

Wie bereits erwähnt, ist es immer sinnvoll, anhand von praktischen Beispielen das Thema zu erläutern. Ein bekanntes Beispiel und immer wieder Gegenstand der Debatte ist der genmanipulierte Mais, der sogenannte MON810 Mais, dessen Anbau seit 2009 in Deutschland verboten ist. Was erstmal öde klingt, ist eigentlich super interessant. Es handelt sich dabei um einen insektenresistenten Mais, der ein bestimmtes Gen in sich trägt, welches giftig auf Maisschädlinge wirkt. Der Mais produziert durch die Genmanipulation sein ganz eigenes Insektizid und ein großflächiger Gebrauch von chemischen Insektiziden oder Pflanzenschutzmitteln wird verhindert. Die spannende Frage ist, welche Auswirkung das dauerhaft auf Nicht-Zielorganismen, wie zum Beispiel Bienen oder Schmetterlinge, hat. Wenn man die biologische Sicherheitsforschung richtig aufgreift und erklärt, kann das Thema durchaus interessant im Unterricht einfließen. Wichtig ist es allemal!